NWZ online - Interview, 8.5.25 📰

#1 von arivle , 08.05.2025 17:30

Die Fragen hätten wir fast alle selbst beantworten können 🤷🏼‍♀️




"Wie Howard Carpendale bei Meta in Norddeich die Ostfriesen ins Herzschloss

Musiklegende in Ostfriesland - Das Interview

Wie Howard Carpendale bei Meta in Norddeich die Ostfriesen ins Herzschloss
Howard Carpendale kehrt mit einer großen Open Air Tour nach Deutschland zurück und macht dabei auch in Tannenhausen Halt. Die Shows versprechen eine rockige Atmosphäre und echte Live-Musik. Wie er bei Meta in Norddeich Ostfriesland erlebte.

Werner Jürgens
08.05.2025, 15:43 Uhr

Interview
Karriereschub in der Metas Disco in Norddeich: Howard Carpendale.

Fotocredit Michael de Boer
Er ist seit Jahrzehnten eine der erfolgreichsten und prägendsten Persönlichkeiten in der deutschen Musikbranche. Im Sommer wird Howard Carpendale auf große Open Air Tour gehen und am 22. Juni 2025 mit seiner Band auf dem Mehrzweckgelände in Tannenhausen Station machen. Ein bisschen bedeutet das für ihn auch eine Rückkehr zu seinen Anfängen, wie er im nachfolgenden Interview verrät.

Einer Ihrer ersten Live-Auftritte in Deutschland Krieg in Norddeich. Wie hat es Sie damals ausgerechnet an die ostfriesische Nordseeküste verschlagen?

Howard Carpendale Wir kamen aus England und haben zunächst einen Monat in Düsseldorf gespielt. Anschließend hat unser Management uns nach Norddeich vermittelt. Da hat man zwar nicht unbedingt Rock'n'Roll erwartet. Aber die Leute kamen von überall her und sind viele Kilometer zu den Konzerten dort gefahren. Ich glaube, etwas Vergleichbares gab es damals nicht und gibt es wahrscheinlich bis heute nicht, vor allem wegen der Wirtin Meta. Das war eine ganz wilde Frau mit jeder Menge Energie. Die hat den Laden schnell im Alleingang geschmissen.

Ohne Meta würde heute womöglich niemand in Deutschland Howard Carpendale kennen, haben Sie in einem Interview behauptet. Warum das?

Howard Carpendale Meta fragte mich irgendwann, ob ich eine Arbeitserlaubnis habe. Ich wusste gar nicht, dass ich so etwas brauche, weil ich die Gesetze nicht kannte. Uns Musiker hat das damals auch nicht besonders interessiert. Deshalb hat sie sich darum gekümmert. Ohne diese Arbeitserlaubnis hätte ich aber vielleicht nur ein paar Monate in Deutschland bleiben dürfen und das Land bald wieder verlassen müssen.

Schlager gehörte zu dem noch nicht zu Ihrem Repertoire

Howard Carpendale Nein, damals habe ich nur auf Englisch gesungen. Das ging Querbeet von Elvis über „Beatles“ und „Stones“ bis hin zu Jimi Hendrix und was sonst gerade noch so angesagt war. Das Wort Schlager war für mich ein völlig neuer Begriff. Ich habe lediglich bemerkt, dass das die Musik war, die in den 60er Jahren ständig in den deutschen Radiosendern lief. Selbst Radio Luxemburg hat damals überwiegend Schlager gespielt.

Statt „Beat Club“ sind Sie dann quasi zur ZDF-Hitparade umgeschwenkt.

Howard Carpendale Meine ersten Titel, die ich mit Paul Kuhn aufgenommen habe, waren bei weitem keine typischen Schlager. Aber es ist ja bis heute üblich, dass zum Beispiel Udo Jürgens und die „Amigos“ als Schlager gelten, obwohl sie sich musikalisch doch sehr unterscheiden. Insofern war die ZDF-Hitparade für uns alle Segen und Fluch zugleich. Viele von uns haben lange gebraucht, um dieses Schlager-Image loszuwerden.

Sie haben auf Deutsch gesungen und sind an etlichen Liedern als Autor beteiligt. Wie war das für Sie mit der Sprache?

Howard Carpendale Ich hatte den Vorteil, dass ich in meiner Jugend Afrikaans gelernt habe. Da ist von der Grammatik und Aussprache vieles ähnlich. Das hat mir auf jeden Fall geholfen. Dass ich mich als Autor eingemischt habe, geschah aus reiner Notwendigkeit. Der Titel, den ich unmittelbar nach „Das schöne Mädchen von Seite 1“ aufgenommen habe, passt überhaupt nicht zu mir. Ich habe daraufhin zu meiner Plattenfirma gesagt, ich würde freiwillig auf meinen Vertrag verzichten, wenn sie mir noch zwei Chancen mit eigenen Titeln geben würde. Das waren „Da nahm er seine Gitarre“ und „Du fängst den Wind niemals ein“. Die sind beide sehr gut gelaufen. Was die Texte angeht bin ich allerdings eher der Katalysator und nicht derjenige, der sie schreibt. Ich zeige aber schon, wo ich hin möchte, und es wird auch immer über jedes Wort gesprochen.

Zwei Ihrer größten Hits aus den 1970er Jahren sind „Deine Spuren im Sand“ und „Tür an Tür mit Alice“. Welchen Hintergrund haben diese Songs?

Howard Carpendale Die „Spuren in Sand“ habe ich in London entdeckt. Das war ursprünglich ein englischer Titel, der bei einem Musikverlag schon lange in der Schublade lag und den keiner haben wollte. Als man mir den vorspielte, wusste ich, dass der mit einem guten Text für Deutschland genau richtig sein würde. Bei „Alice“ war das ähnlich. Als ich das erste Mal die Version von „Smokie“ hörte, war mir sofort klar, dass das ein Welthit werden würde. Deshalb wollte ich das Lied auch möglichst schnell auf Deutsch aufnehmen.

Das Hit-Potenzial war demnach für Sie ein wichtiges Auswahlkriterium? Oder hatte die Plattenfirma da auch noch ein Wörtchen mitzureden?

Howard Carpendale Es war immer mein Ziel und ist es noch heute, nicht unbedingt Trends nachzulaufen. Ich möchte in erster Linie Titel singen, die ich mag und die zu mir passen. Natürlich muss man ab und zu Kompromisse eingehen, wenn man mit einer Plattenfirma liiert ist. Aber im Grunde genommen durfte ich mir meine Musik immer aussuchen. „Ti amo“ hat die Plattenfirma sogar zuerst abgelehnt. Die haben nicht geglaubt, dass ein Italo-Hit auch in Deutschland funktioniert. Und „Hello again“ fand sie anfangs auch nicht gut.

Dennoch dürften die meisten bei Ihrem Namen zunächst die Hits aus den 1970er und 1980er Jahren einfallen. Nervt das nicht manchmal?

Howard Carpendale Es gibt kein größeres Ziel für einen Künstler, der eine langfristige Karriere haben will, als irgendwann einen Punkt zu erreichen, an dem man nicht mehr alle paar Monate einen Hit braucht, um die Konzertsäle zu füllen. Da bin ich zum Glück längst angekommen. Inzwischen hat sich die Musikbranche gewaltig verändert. Früher bekam man für 250 000 verkaufte Tonträger eine Goldene Schallplatte. Heutzutage reichen 75 000. Allein daran sieht man, wie die Branche geschrumpft ist, zumindest was der physische Tonträger angeht.

Echte Kult-Hits scheinen auch immer weniger zu werden.

Howard Carpendale Neue Hits zu entdecken ist nicht zuletzt durch Streaming schwierig geworden, weil jedes Publikum sein spezielles Segment hören will. Fernsehshows, die früher Hits zur Popularität verholfen haben, gibt es kaum mehr. Wenn ich heute ein neues Lied in einer solchen Show vorstellen möchte, lautet der Deal meistens: „Aber bitte nur, wenn wir dazu ein Medley mit deinen alten Hits kriegen“. Das wird in Zukunft aber seltener vorkommen. Einige Lieder habe ich jetzt schon so oft gesungen, dass ich sie mittlerweile wahrscheinlich sogar rückwärts singen könnte. Deshalb haben wir bereits bei meinen letzten Shows ein wenig aussortiert und dafür andere wesentlich interessantere Titel wieder ausgegraben.

Was erwartet uns in Ihren bevorstehenden Live-Shows?

Howard Carpendale Eine Sache, die mir besonders am Herzen liegt: Jeder Ton, der bei uns von der Bühne kommt, ist live! Wenn Musiker Samples oder Playback verwenden und obendrein auch noch so tun, als würden sie ihre Instrumente spielen, ist das für mich Betrug am Publikum. Außerdem ist ein Open Air Konzert noch einmal etwas ganz anderes als eine Hallen-Show. Die Atmosphäre unter freiem Himmel ist wesentlich lockerer, ja ich würde fast schon sagen jugendlicher und rockiger als drinnen in einer Halle. Jedenfalls haben wir deutlich mehr Schwergewicht auf die Gitarren gelegt. Und das kommt hervorragend an bei den Leuten. Die Resonanz war bisher einfach nur unglaublich. Unser Publikum hat wahnsinnig viel Spaß; und uns auf der Bühne geht es genauso."
Quelle: NWZ online


Liebe Grüße
arivle 🕊






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arivle
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