Ostsee-Zeitung, 1.5.23 - Interview 🗞

#1 von arivle , 01.05.2024 18:39

Howard Carpendale auf "Let's do it again"-Tour in Rostock:
"Meine Konzerte sind eine Personality-Show"



Howard Carpendale macht seit fast 60 Jahren Musik und geht wieder auf Tournee. Auch in Mecklenburg-Vorpommern macht er Station. Am 28. Mai können ihn Fans in der Stadthalle Rostock sehen. Im Interview verrät der 78-Jährige, ob diese Konzertreise seine letzte sein wird.

Ove Arscholl 01.05.2024, 12:01 Uhr

Rostock. Howard Carpendale will es noch einmal wissen. Der 78-Jährige ist seit den späten 60er-Jahren im Musikgeschäft und für Ohrwürmer wie „Das schöne Mädchen von Seite eins“, „Ti amo“, „Deine Spuren im Sand“ oder „Nachts, wenn alles schläft“ verantwortlich.

„Let’s do it again“ heißt sein aktuelles Album, das im Oktober erschienen ist, und auch seine Konzertreise, die den Sänger auch nach Mecklenburg-Vorpommern führt. Am 28. Mai tritt er in der Rostocker Stadthalle auf.

Howard Carpendale auf „Let’s do it again“-Tour in MV

Das neue Album heißt „Let’s do it again“ – was bedeutet diese Zeile für Sie?

Howard Carpendale: Damit will ich einfach eine Stimmung erwecken. Wir haben davon gesprochen, dass es mein letztes Album sein soll – und da fiel mir diese Zeile ein. Viele Künstler benennen ihre Alben mit nur einem Wort, aber das hat mir nie gefallen. Wir haben immer versucht, Zeilen zu finden, die ein bisschen auffällig sind. Und zurückblickend auf die vergangenen Jahre, fand ich das einfach gut: Let’s do it again.

Wird es denn auch Ihre letzte Tour sein?

Nein.


Worauf können sich die Besucher der Tour freuen?

Die Band ist 15 Personen groß, leider etwas kleiner als beim letzten Mal. Wir haben diesmal die Streicher weggelassen, haben aber hervorragende Bläser dabei. Es ist meine 23. Tournee und bisher war jede ganz anders als die davor. Ich freue mich sehr, dass in Städten, wie München, Köln und Berlin schon über 10 000 Karten verkauft sind. Ich weiß gar nicht, wie oft wir schon in Rostock waren. Aber ich kann den Leuten versprechen, dass es mehr sein wird, als einfach nur 25 Lieder hintereinander. Ich traue mich zu sagen: Die Leute gehen mit einem sehr guten Gefühl da raus.

„Ti amo“ und „Hello again“ in der Stadthalle Rostock

Gibt es Lieder, die auf keinen Fall fehlen dürfen?

Ich setze mich immer tagelang vor einer Tour hin und versuche, einen Plan zu finden, der einen gewissen Flow hat. Ich werde das Publikum viel einbeziehen, es wird viel Musik vom neuen Album geben, denn von den Fans höre ich immer wieder, dass es das beste Album aller Zeiten ist. Aber natürlich weiß ich auch, dass die Leute die Hits hören wollen. Also Titel, wie „Nachts, wenn alles schläft“, „Ti amo“ und „Hello again“ werden natürlich dabei sein, das ist ganz logisch.

Hier gibt es Tickets

Am 28. Mai 2024 tritt Howard Carpendale mit seinem Programm „Let’s do it again“ in der Rostocker Stadthalle auf. Beginn ist um 20 Uhr. Tickets gibt es ab 69,90 Euro an allen bekannten Vorverkaufsstellen sowie online auf tickets.ostsee-zeitung.de.

Das Album war auf Nummer 2 der Charts. Was bedeutet sowas heute?

Ich glaube, das ist eine Sache, über die man viel reden müsste. Es geht um Umsatz – also, wie viele Schallplatten eine Firma auf den Markt bringt. Es ist keine Hitparade in dem Sinne. Es gibt aber viele Dinge, seit es Streaming gibt, die ganz neu sind. Nicht alle davon sind schön. Die Musikbranche hat sich gewaltig geändert. Natürlich freue ich mich über einen zweiten Platz, gerade wenn ich über 78 bin. Aber es bedeutet nicht das, was man sich darunter vorstellt. Eine Nummer 1 zu haben, bedeutet, dass einfach mehr Platten auf den Markt geworfen wurden. Richtige Charts sind über MTV zu holen, und auch das gucke ich mir ab und zu an.

Singles, Kassetten, CDs und jetzt Streaming

Sie haben Streaming angesprochen. Sind Plattformen, wie Spotify, Fluch oder Segen?

Für die Menschen ist das sehr schön – die können sehr viel Musik hören, wann immer sie wollen. Aber ich finde es sehr schade, dass man nichts mehr in der Hand hält, ein bisschen was lesen kann. Mein Geschmack ist das nicht, aber ich will mich auch nicht alt machen. Es ist nun mal der neue Weg und der wird jetzt wahrscheinlich sehr lange so bleiben. Es war ein langer Weg, wir haben Singles gemacht, Kassetten, CDs – jetzt sind wir bei Streaming. Nicht unbedingt sehr fair für die Künstler, muss ich sagen.

Lieder wie „Du bist das letzte“ klingen ja sehr modern. Wie hat sich Ihre Musik im Laufe der Jahrzehnte verändert?

Wir haben immer versucht, mitzuempfinden, wie die Musik sich verändert hat. Ich glaube, ich wäre nicht mehr da, wenn wir nur stur das gemacht hätten, was gerade populär war. Ich glaube, wenn Sie die Karrieren deutschsprachiger Künstler durchgehen, hat kaum jemand so viele Richtungsänderungen gehabt, wie ich. Von richtigen Schnulzen, wie „Spuren im Sand“ über „Laura Jane“ hin zu den jetzigen Titeln. Das sind immer wieder Experimente und die machen mir sehr viel Spaß.

Als Bonustrack gibt es ein Duett mit Eric Philippi: „Weiße Taube“ – wie wichtig sind solche Antikriegslieder?

Es ist mir wichtig, dass wir auch ernsthafte Momente haben. Und das scheint den Leuten sehr gut zu gefallen, dass ich auch eine Haltung habe und über die Dinge spreche, über die ich viel nachdenke. Auch meine Live-Auftritte sind mehr eine Personality-Show als eine reine Musikshow.

Sie sind gerade 78 Jahre alt geworden. Hätten Sie 1970 bei „Das schöne Mädchen von Seite 1“ gedacht, dass Sie mehr als 50 Jahre später noch auf der Bühne stehen?

Schlager noch heute eine der populärsten Formen von Musik

Ich habe es gehofft. Es gab während der Neuen Deutschen Welle Momente, wo wir Schlagersänger gedacht haben, jetzt wird es eng. Aber die deutsche Schlagermusik hat sich doch sehr entwickelt und ist noch heute eine der populärsten Formen von Musik.

Gab es in ihrem Leben Lieder, die sie lieber nicht gesungen hätten?

Ja, aber ich kann Sie ihnen nicht nennen, denn so schlimm war es dann auch nicht. Aber manchmal habe ich mich bei einem Album im Nachhinein gefragt, warum manche Nummern nicht so authentisch ankam bei den Leuten. Aber – und das klingt jetzt furchtbar nach Werbung – das ist es, was ich an meinem neuen Album so mag. Es ist wahnsinnig frisch und jede Nummer klingt für mich sehr glaubhaft. Aber auch die Resonanz der Fans ist unglaublich.

„Rostock ist die Stadt, wo ich bislang am wenigsten war“

Was motiviert Sie, immer wieder auf Tournee zu gehen?

Ich wüsste nicht, was ich sonst machen soll. Es ist schön, die Leute zu unterhalten. Ich muss sagen, dass Rostock vielleicht die Stadt ist, wo ich bislang am wenigsten war. Ich bin viel zu spät in die damalige DDR gekommen. Das hatte mit verschiedenen Pass-Angelegenheiten zu tun. Aber ich habe mir vorgenommen, weiterzumachen, solange es mir gut geht.

Was war Ihre erste eigene Platte? Und was die letzte, die Sie gekauft haben?

Alles von Elvis. Wir haben in Südafrika immer die neuesten Elvis-Platten gespielt. Und zuletzt? Das ist lange her, aber es war „Wild Horses“. Einer meiner Lieblings-Titel, den ich nun endlich auch mal selbst aufgenommen habe.

OZ


Liebe Grüße
arivle 🕊






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