"Die Rheinpfalz", MANNHEIM, 23.5.24

#1 von arivle , 24.05.2024 15:56

Zwar wieder das böse H-Wort 🙄, aber sonst auch ein schöner Bericht:


Hello Again“: Ho­ward Car­penda­le in der SAP-​Arena

Treptow, Christian
Christian Treptow

24. Mai 2024 - 11:33 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten


Howard Carpendales hat auf seiner „Let’s Do It Again“-Tour Station in der SAP-Arena gemacht. Ein Abend mit vielen Stärken und wenigen kleinen Schwächen, die man gerne verzeiht.
Konzerte mit Howard Carpendale, den seine Fans nur Howie rufen, sind offenbar ein bisschen anders als andere: Es ist alles ein bisschen gelassener, weniger hektisch, entspannter. Es mag daran liegen, dass Carpendale, geboren in Durban (Südafrika) mittlerweile 78 Lenze zählt. Und sein Publikum ist eben mitgealtert. Die Altersklasse U40 ist in der SAP-Arena eher die Ausnahme. Mit 60 gehört man zum soliden Durchschnitt.

Keine Spur von Grip­pe
Dann muss man es auch nicht eilig haben. Howie hat das schließlich auch nicht mehr. Dass er überhaupt da ist, dafür sind die Fans dankbar, wie man bei diversen Gesprächen auf dem Weg zur Arena aufschnappt. Schließlich sind die beiden vorherigen Konzerte in Nürnberg und Wien der Krankheit des Künstlers zum Opfer gefallen. Ein grippaler Infekt soll ihn außer Gefecht gesetzt haben. Davon wird in Mannheim, so viel sei verraten, nichts zu merken sein.
Es wird ein paar Minuten nach 20 Uhr, bis Howie die Bühne betritt. „Der inhaliert noch“, vermutet eine Dame scherzhaft ob der klitzekleinen Verspätung. Selbstverständlich ist alles perfekt arrangiert für die nächsten zweieinhalb Stunden inklusive Pause. Für den Chef auf der Bühne ist ein weißer Barhocker bereitgestellt. Mit fast acht Jahrzehnten auf dem Buckel, steht man eben nicht mehr den ganzen Auftritt über. Backgroundsänger und die sehr gute Band haben schwarze Barhocker.

Die Mi­schung aus alt und neu macht’s
Von Grippe ist vom ersten Ton weg nichts zu spüren. Carpendale scheint gute Ärzte zu haben. Vielleicht liegt’s aber auch an etwas anderem, dass er so fit wirkt: „Die Kraft ist einfach die Liebe zum Beruf“, hat er vor wenigen Wochen im RHEINPFALZ-Interview gesagt und damit erläutert, wie er den Stress einer Tour bewältigt. Mit drei flotten Nummern eröffnet er lässig mit den Fingern schnippend den Abend: „Let’s Do It Again!“, dem ersten Titel seines neuen Albums, mit „Ist ein Leben genug“ und „Du bist das Letzte“.
Die Fans im Rund der Arena sind textsicher. Auch bei den neuen Songs. Und erst recht bei den Liedern, die man inzwischen seit Jahrzehnten von diversen Fernsehauftritten, Konzerten oder aus der Konserve auf Partys kennt. „Samstag Nacht“ gehört da zweifellos dazu. Das kommt schon relativ früh am Abend an Position vier. Womit Carpendale seinem Credo treu bleibt. Er hält nichts davon, im ersten Teil eines Konzerts das neue Album zu promoten und dann im zweiten Abschnitt alle bekannten Hits zu bringen. Die Mischung macht’s – auch bei Howie.

Er plau­dert gerne mit den Fans
Carpendale stellt sich artig vor. „Für alle Männer, die ihrer Frau vor einem halben Jahr eine Karte gekauft haben, mitgekommen sind und nicht wissen, wer der Typ auf der Bühne ist“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Auch das macht seine Auftritte aus – der Humor und die Interaktion mit dem Publikum. Immer wieder nimmt er sich zwischen den Liedern ein paar Minuten Zeit, um Anekdoten oder Witze zu erzählen. Letztere sind zwar etwas angestaubt, aber das verzeiht man gerne.
Seit fast sechs Jahrzehnten stehe er auf deutschen Bühnen, berichtet er auch mit Stolz in der Stimme – der sympathische und unverwechselbare Akzent verrät seine südafrikanische Herkunft. Seinen ersten Hit hierzulande hatte er 1969 mit „Ob-La-Di, Ob-La-Da“, der deutschen Version eines Songs der Beatles. Beim Klang der Jahreszahl wird er fast etwas wehmütig. Selbstverständlich fehlen auch seine anderen Top-Hits nicht. „Das schöne Mädchen von Seite 1“ besingt er ebenso wie „Tür an Tür mit Alice“. Davor nimmt er das Publikum mit auf „Eine Nacht in New York City“.

Nichts kommt vom Band
Carpendale bekennt auch politisch Farbe: „Es gibt ein paar Männer auf der Welt, die sind in meinem Alter und bauen auf einmal Waffen. Warum? Was machen wir nur mit der Erde?“ Passend dazu singt er „Willkommen auf der Titanic“, das er, wie er erzählt, einst zur Geburt seines Sohnes Cass geschrieben hat.
In der Pause tauscht Carpendale das schwarze Sakko gegen ein blaues, das weiße Hemd gegen ein dunkles, und auch den Schal wechselt er. Der Wiedereinstieg gelingt danach reibungslos. „Hello Again“ – da kann wirklich jeder mitsingen.
Er müsste es nicht, aber Carpendale betont, dass alles live gespielt ist. Nichts kommt vom Band. „Wenn man ein Konzert macht, soll man live spielen“, betont er. Da verzeiht man auch leicht, dass er bei „Du bist doch noch hier“ kurz den Text vergisst. Dass er zudem die Größe hat, das kleine Malheur zuzugeben, macht den Auftritt noch mal sympathischer.

Der Pu­bli­kum­schor stimmt ein
Teil zwei der Show lässt ebenfalls keine Wünsche offen. Carpendale singt unter anderem „Laura Jane“, „Wem ...“ und „Nachts, wenn alles schläft“. Letzteres sei eins seiner Lieblingslieder, berichtet er. Als Zugaben gibt es unter anderem „...dann geh doch“ und selbstverständlich „Ti amo“, das der Chor in der Arena aus Leibeskräften mitsingt, auch als Liebesbekundung an den Künstler.
Vor den letzten Songs richtet er noch einmal das Wort ans Publikum: „Ich hoffe, wir haben es geschafft, für ein wenig Ablenkung vom Alltag zu sorgen.“ Ja, diese Mission ist in der Tat gelungen.


Liebe Grüße
arivle 🕊






"Es gibt keinen Weg zum Frieden,
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