hallo-muenchen-de Hallo-Interviews „Mitleids-Applaus möchte ich nie hören“ - Howard Carpendale im Gespräch
Stand:10.03.2024, 07:00 Uhr
Von: Marie-Julie Hlawica
„Wir leben leider in einer Zeit, in der viel gelogen wird.“ Howard Carpendale im Hallo-Interview über sein letztes Album und seine Auftritte auf der Bühne. ©dpa/Hendrik Schmidt
Auch mit seiner 2024er-Tour füllt die Schlager-Größe wieder die größten Konzerthallen. Warum sein aktuelles Album trotzdem sein letztes sein soll, was für ihn auf der Bühne unverzeihlich ist und weshalb der Sänger auf eine Karriere als Profisportler verzichtet hat...
Herr Carpendale, die aktuelle CD soll Ihre letzte sein...
Ich habe sehr lange überlegt. Aber nach meinen Aufnahmen mit dem Royal Philharmonic Orchestra, all den vielen Schallplatten, die ich in meiner Karriere machen durfte, soll diese CD die letzte Studioaufnahme sein. Das heißt nicht, dass ich nicht weiter Konzerte geben will!
Ihre neue Tournee „Let‘s do it again“ startet im Mai. Schon alles geplant?
Es ist ganz, ganz wichtig für mich, eine gute Show zu bieten. Ich überlege den konkreten Ablauf genau: fließt ein Titel in den anderen, welches Lied soll auf das vorherige folgen, wann steigt man als Sänger in die Musik ein, wann kommt ein Tempo-Wechsel? Scheinbar Kleinigkeiten, aber die machen ein gutes Konzert von zwei, drei Stunden aus. Da plane ich am liebsten jede Sekunde. Horror ist für mich, wenn ich einen Titel ansage und dann kommt eine Minute gar nichts. Das geht nicht, selbst zwei Sekunden sind da zu lang!
Wie spontan sind Sie?
Bevor ich auf die Bühne trete, habe ich tatsächlich keine Ahnung, was ich in der ersten Ansage erzählen möchte – ich rede immer gerne einige Minuten mit den Menschen, bevor ich singe. Ich weiß aber auch: Ich kann in einem Konzert nicht plötzlich alles umschmeißen. Da ist Licht, Regie, da wären die falschen Bilder auf der Leinwand im Hintergrund. Wichtig ist, jedem Fan das Gefühl zu geben: Das alles ist nur für dich heute Abend.
Haben Sie einen Lieblingstitel?
Eine schwierige Frage. Mein erfolgreichstes Lied auf Dauer ist „Nachts, wenn alles schläft“. Der Titel war damals seiner Zeit voraus (1979, Anm. der Red.). Es ist für mich kein Schlager, es ist ein besonderer Titel. Das Wort Schlager ist aber auch kaum zu definieren. Mein aktueller Hit ist einer: „Du bist das Letzte“ – er macht happy.
Schreiben Sie Texte selbst?
Heute schreibe ich nicht mehr. Früher, wie bei „Hello again“, da sind mein Komponist und ich weggefahren, saßen auf Ibiza und haben 20, 30 Lieder komponiert. Davon konnten wir dann 90 Prozent wegschmeißen. Doch die, die wir behalten haben, waren gut. Die singe ich bis heute!
Macht Sie Applaus glücklich?
Ich will die Menschen mit meiner Musik begeistern, Emotionen verkaufen, dass es in meinen Konzerten laut wird, aber auch still. Es gibt so viele Arten von Applaus in einem Konzert: Begeisterung, eineinhalb Minuten Applaus vom Publikum nur für einen Satz, den ich gesagt habe... Und es gibt Mitleids-Applaus. Den ich nie hören möchte!
Wie nah dürfen Ihnen Ihre Fans kommen?
Es ist die Kunst, herauszubekommen, was ist der richtige Grad, der zu mir passt. Jeder einzelne Künstler hat ein anderes Image, eine andere Bedeutung für seine Fans, sein Publikum, kann eine andere Nähe zulassen. Doch das muss jeder für sich entscheiden.
Bei Promi-Star-Events glänzen Sie mit Abwesenheit.
Wie soll ich das erklären? Ich bin kein Roter-Teppich-Mensch, das teile ich mit gar nicht wenigen anderen Kollegen. Ich möchte nicht da stehen, weil ich bekannt bin. Es ist für mich unecht. Das ist nicht mein Ding.
Einer Ihrer Hits – „Alice“ – ist auf dem Oktoberfest meist-gespielt. Doch auch dort sieht man Sie nie...
Ich finde, Alkohol ist ein Gift, laut Statistik eine der größten Drogen, die es gibt. Nicht, dass ich es verbieten würde. Aber ich bin absolut gegen die Art und Weise, wie Alkohol glorifiziert wird und verstehe nicht, warum man jahrelang über Haschisch diskutiert, wenn Alkohol zehnmal schlimmer ist. Ich kann sehr glücklich sein und viel Spaß haben, ohne angetrunken zu sein.
Sie waren Rugbyspieler, wurden aber Sänger. Warum?
Die Antwort ist ganz einfach: Ich war nicht gut genug für den Profisport. Ich habe Hochachtung vor ihrer Denke und bin von meiner Mentalität, was Fairness bis Ehrgeiz betrifft, nach wie vor Sportler. Auch die meisten meiner Freunde sind es.
Was bringt Sie zum Lachen?
Englischer Humor, etwa von Ricky Gervais, dem berühmten britischen Comedian. Er sagt Dinge auf der Bühne, die kein anderer sagen darf. Er hasst political correctness und ich hasse sie auch! Denn ich glaube, wir Menschen fahren besser, wenn wir ehrlich sagen, was uns stört. Doch wir leben leider in einer Zeit, in der viel gelogen wird. Und das bin nicht ich.
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Liebe Grüße
arivle 🕊
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denn Frieden ist der Weg"
Mahatma Gandhi
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