Howard Carpendale freut sich über Männer im Konzert
Von Michael Köhler
26.05.2024, 12:58Lesezeit: 3 Min.
Mit „Samstag Nacht“ hat er das Publikum von den Sitzen gerissen, natürlich bei Alice an die Tür geklopft, dazwischen aber auch nachdenkliche Töne angeschlagen: Howard Carpendale gastiert in der Festhalle.
Gerade merkt Howard Carpendale süffisant an, dass der Frauenanteil bei seinen Konzerten nach wie vor sehr hoch sei. Im nächsten Moment läuft ein Mann an der Bühnenrampe vorbei: „Sie haben es aber eilig! Wo wollen Sie denn hin?“, fragt die deutsche Schlagerikone aus dem südafrikanischen Durban den Herrn. „Auf die Toilette“, antwortet er ihm. Howard Carpendale ist erst irritiert, dann sagt er seinem Orchester: „Jungs, habt ihr das gesehen? Ein Typ, sogar ein ziemlich junger Typ. In unserem Konzert!“
Sicherlich noch erfreuter wäre Carpendale wohl gewesen, wenn er das Dutzend junger Männer in der U-Bahn auf dem Weg zu seinem Konzert miterlebt hätte, das lautstark im Chor seine Hits sang.
Mit 78 Jahren Leben und 58 Jahren Berufserfahrung ist er nach wie vor gefragt, wie Howard Carpendale gleich mehrfach zwischen den Songs selbst versichert. Eine Erfahrung, die auch Kollege Roland Kaiser im höheren Alter erlebt. Im Juli 2024 bespielt Kaiser gar erstmals den riesigen Deutsche Bank Park in Frankfurt.
Zurück in der Festhalle
Howard Carpendale wiederum ist während seiner aktuellen Gastspielreise „Let’s Do It Again! – Die Tournee 2024“ nach einer längeren Zäsur zurück in der nahezu ausverkauften Frankfurter Festhalle. Zwischendurch war Carpendale zwar auch regelmäßig ins Rhein-Main-Gebiet, lud dabei aber jeweils an gleich mehreren Abenden hintereinander entweder in die Alte Oper oder die Jahrhunderthalle.
Wie Kollege Kaiser setzt auch „Howie“ auf ganz große Effekte. Zum Auftakt präsentieren sich der große Blonde und sein großes Ensemble samt vier Blechbläsern in den Arrangements wie einst die US-Formationen Chicago und Blood, Sweat & Tears. Da trifft nahtlos Nagelneues auf zeitlos Gereiftes.
Insgesamt 25 Songs in 130 Minuten sowie eine halbstündige Pause mittendrin. Zwischen den Liedern gibt Howard Carpendale immer wieder Anekdoten zum Besten, die an etwas tiefgründigere Talkshow-Auftritte erinnern: „Mein Ziel ist es, bleibende Emotionen zu wecken. In einigen Wochen werden Sie nicht mehr wissen, welche Lieder ich gespielt habe, aber die Stimmung wird Sie noch lange begleiten“, verspricht er.
Nachdenkliche Töne
Wobei es im Auditorium sicherlich nicht wenige geben dürfte, die auch noch in einem Jahr fehlerfrei die Songliste herunterbeten könnten. Howard Carpendale, zuerst im schwarzen Anzug zu weißem Oberhemd und Schal, im zweiten Teil dann etwas legerer im schwarzen T-Shirt, schwarzen Jeans und blauem Sakko, macht sich auch Sorgen um unseren Planeten: „Während der Corona-Pandemie, dachte ich: Was tut uns die Erde nur an? Jetzt denke ich wiederum: Was tun wir der Erde an?“.
Damit nicht zu sehr Wehmut Einzug hält, serviert das perfekt eingespielte Team jede Menge Gute-Laune-Songs. Beim Auftakt mit neuem Material, „Let’s Do It Again!“, „Ist ein Leben genug“ und „Du bist das Letzte...“, sind die Reaktionen noch recht verhalten. Als „Samstag Nacht“ erklingt, steht die gesamte Besuchermenge von den Plätzen auf, um zu tanzen, zu schunkeln, mitzusingen und -zuklatschen.
Carpendale muss sich setzen
Auch alle weiteren Howie-Hits aus der Prä-Historie wie Beatles-Cover „Ob-La-Di, Ob-La-Da“, Rennfahrer-Ode „Indianapolis“, 1970er Schlager-Wettbewerbs-Sieger „Das schöne Mädchen von Seite 1“ sowie die Nachbarschafts-Hymne „Tür an Tür mit Alice“ mit unvermeidlichem „Who The Fuck Is Alice?“ treibt die Stimmung weiter nach oben. Wobei Howard Carpendale für längere Zeit auf einem Barhocker sitzt. Erst vor wenigen Tagen musste er zwei Termine absagen, weil er einen grippalen Infekt gepaart mit einer allergischen Reaktion hatte.
Zumindest stimmlich wieder fit, macht Howard Carpendale klar, dass alles, was über die Lautsprecher geht, zu 100 Prozent live von seinen Musikern stammt, er selbst noch immer ohne Teleprompter auskommt. Im zweiten Teil setzt sich der Gassenhauer-Reigen mit „Hello Again“, „Du fängst den Wind niemals ein“, „Wie frei willst du sein“, „Laura Jane“ und „Wem (erzählst du nach mir deine Träume)“ fröhlich fort. Auf die Zielgerade geht es mit „Nachts, wenn alles schläft“.
Dann setzt sich Howard Carpendale wieder auf seinen Hocker: „Früher haben wir dieses Spiel, wo wir alle rausgehen, ihr applaudiert, dann kehren wir zurück, um die Zugabe zu liefern, mitgemacht – ab jetzt nicht mehr“, verkündet er mit Basta-Gestik. Unter reger Publikumsbeteiligung drückt die Crew mit „...dann geh doch“, „Ruf mich an“ und „Ti amo“ noch einmal ordentlich auf die Tube.
Quelle: F.A.Z.
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