WAZ, 2.4.24 - Interview 🗞

#1 von arivle , 02.04.2024 20:45

Howard Carpendale, können Sie über sich selber lachen?

Von: Dirk Hein
Oberhausen. Howard Carpendale gastiert zum Konzert in Oberhausen. Im Interview spricht die Ikone über Mallorca-Schlager, Schauspielerei und Gerburg Jahnke.

Schlager-Altmeister Howard Carpendale (78, „Deine Spuren im Sand“) nimmt wieder Anlauf und steuert am Sonntag, 26. Mai 2024, zur „Let‘s do it again“-Tournee die Rudolf-Weber-Arena neben dem Centro Oberhausen an. Wir haben vor dem großen Konzert (19 Uhr, Tickets 71 bis 111 Euro) mit dem erfahrenen Sänger gesprochen.

Herr Carpendale, was vermissen Sie, wenn Sie im Land unterwegs sind?

Howard Carpendale: Ich bereite mich zurzeit intensiv auf meine Tour vor. Ich freue mich darauf, mich wieder auf meine Fitness und Kondition konzentrieren zu können, wenn ich zurück in München bin.

Sie kennen die Arena Oberhausen gut, welche Erinnerungen verbinden Sie mit der Halle?

Carpendale: Es ist einfach eine Halle, die ich ganz besonders mag. Auch, wenn es eine große Arena ist, finde ich die Atmosphäre sehr intim. Ich spiele dort sehr gerne.



In Oberhausen haben Sie auch einige Festival-Termine wahrgenommen. Was macht Ihnen mehr Spaß: Den Abend allein mit dem Publikum zu verbringen oder die Bühne mit Kollegen zu teilen?

Carpendale: Ich habe nichts gegen Kollegen. Aber eigene Konzerte sind einfach deutlich kreativer. Bei Festivals geht es darum, 25 oder 30 Minuten etwas Party-Stimmung aufkommen zu lassen. Bei Konzerten gehört einfach mehr dazu. Es geht um unterschiedliche Stimmungslagen, die passen müssen. Ich muss dafür viel erzählen. Es ist ein Unterschied, wie zwischen Sekt und Champagner.

Was macht für Sie Fannähe aus?

Carpendale: Da geht es um die persönliche Ansprache bei den Konzerten. Aber ich habe ein Problem mit dem Wort „Fan“. Ich begrüße die Leute lieber als Freunde...

Immer unterwegs: Howard Carpendale neben Moderator Florian Silbereisen bei der Schlager-Strandparty im Gelsenkirchener Amphitheater.© FUNKE Foto Services | Michael Korte

Einer Ihrer frühen Hits heißt: „Ich geb‘ mir selbst ne Party“ - wie sollte eine Party heute aussehen?

Carpendale: Ganz ehrlich. Das hat mit meinem heutigen Leben wenig zu tun. Das war eine andere Zeit - tiefster Schlager...

Wie hat sich die Schlagermusik denn verändert?

Carpendale: Streaming hat deutlich verändert, wie Musik gehört wird. Aber am Ende zählt, wie lange die Musik überlebt hat. Ende der 1980er-Jahre gab es für Schlagermusik vielleicht ein kleines Tief. Aber die Musik war sonst immer populär. Ich denke, dass es heute sogar noch deutlich mehr Akzeptanz für Schlagermusik gibt.

Vermissen Sie die ZDF-Hitparade?

Carpendale: Die ZDF-Hitparade hat damals 20 Millionen Menschen vor den Bildschirm gelockt. Sicher wünscht man sich manchmal noch einmal, auf einen Schlag ein so großes Publikum zu erreichen. Mir tut es aber immer ein wenig weh, wenn man Schlager auf Epochen reduziert. Dazu zählt auch die Hitparaden-Zeit. Damals haben nur Udo Jürgens und ich wirklich große eigene Konzerte gespielt. Heute sind es aber zehn oder 15 Kollegen, die das tun. Es hat sich etwas bewegt.

Können Sie mit Mallorca-Schlager etwas anfangen?

Carpendale: Nein, das soll auf Mallorca bleiben. (lacht) Ich möchte gar nichts runtermachen. Mallorca-Schlager ist etwas, was zu Mallorca passt. Aber Musik verbunden mit Alkohol ist nicht mein Ding.

Die Schauspielerei hat Sie dagegen immer interessiert – bei „Matchball“ haben Sie in den 90er-Jahren für RTL eine Serien-Hauptrolle gespielt. Reizt Sie so etwas noch?

Carpendale: Ich weiß nicht, wie viele Rollen man in meinem Alter noch bekommt. Bei „Matchball“ habe ich schließlich einen Profi-Tennisspieler gespielt. Ich habe sehr großen Respekt vor der Schauspielerei. Die Schauspielerei ist eine Liebe, die ich seit einem gemeinsamen Kurs mit meinem Sohn an einer Schauspielschule in New York verfolge. Ich habe gelernt, was es bedeutet, zu spielen. Wenn ein Angebot käme, würde ich das schon sehr ernst nehmen. Ich rechne aber eher nicht damit.

Nein, das ist nicht der echte Carpendale: HP Lengkeit verkörpert „Haui“ derzeit unter der Regie von Gerburg Jahnke bei Ebertbad-Eigenproduktion „Spuren im Sand“.© FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Sie waren in jungen Jahren beim Kugelstoßen aktiv?

Carpendale: Ja und auch erfolgreich. Sport war immer meine Leidenschaft, in ganz unterschiedlichen Bereichen. Ich bin kein großer Fußball-Fan. Wenn es geht, dann schaue ich im Fernsehen lieber Rugby. Auch American Football verfolge ich mit großer Freude. Da gibt es leider nur eine kurze Saison.

Haben Sie während einer Tournee noch Zeit, die Städte kennenzulernen?

Carpendale: Nein. Bei einer Tour geht es darum, abends um 20 Uhr, wenn das Konzert beginnt, fokussiert zu sein. Wir fahren nach der letzten Zugabe meistens direkt in die nächste Stadt. Wenn du 400 Kilometer auf der Autobahn verbringen musst, dann machst du das lieber gegen Mitternacht als tagsüber. Ich komme leider nicht dazu, mir die Städte näher anzuschauen.

Haben Sie ein Ritual, bevor Sie auf die Bühne treten?

Carpendale: Es gibt keine Rituale. Ich habe aber meinen eigenen Ablauf. Ich mische mich eine Stunde vor dem Konzert noch gerne unter die Musiker. In der letzten Stunde vor dem Konzert möchte ich aber ungern über andere Themen sprechen. Ich möchte zu dieser Zeit allein sein. Ich gehe dann in meiner Garderobe das Konzert noch einmal komplett durch. Es gibt schließlich viele Ansagen, die ich ans Publikum richte. Bei meinen Konzerten spiele ich nicht 25 Lieder einfach hintereinander weg.

In Oberhausen hat die Kabarettistin Gerburg Jahnke mit „Haui – Spuren im Sand“ eine Inszenierung gestartet, in der es nicht nur um Schlagermusik, sondern auch um Ihre Person geht. Mögen Sie es, parodiert zu werden?

Carpendale: Ich kenne das Bühnenstück zwar nicht. Aber ich kann grundsätzlich gut darüber lachen. Ich empfinde es als eine Ehre, wenn die Leute einen parodieren.



https://www.waz.de/staedte/oberhausen/ar...ber-lachen.html


Liebe Grüße
arivle 🕊






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denn Frieden ist der Weg"

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