Das Interview kommt mir bekannt vor; zumindest in Teilen 🤔🤷🏼♀️
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Interview
„Meine Karriere ist vor allem geprägt durch die Texte, die ich singe“
Ein Lied genügte, um ihm für alle Zeiten einen Platz im Schlagerhimmel zu sichern. Doch Howard Carpendale ist mehr als nur „Ti Amo“ oder „Hello Again“. „Lass es uns noch einmal machen!“ heißt jetzt die Abschiedstour des Künstlers, der im kommenden Jahr 80 wird.
Singt grundsätzlich live: Howard Carpendale, hier bei der Eröffnungsfeier der Cranger Kirmes. | © picture Alliance/dpa
Von Olaf Neumann
29.06.2025 | 29.06.2025, 10:00
Herr Carpendale, wenn Sie sich auf eine Tour vorbereiten, wie sehr quälen Sie sich dann für ein solches Ziel?
HOWARD CARPENDALE: Komischerweise je älter ich werde, umso mehr. Aber eigentlich ist kreative Arbeit keine Qual. Man ist immer sehr erleichtert, wenn man das Gefühl hat, etwas gefunden zu haben. Ich habe meine eigene Kunst, an so etwas zu arbeiten: Ich fahre dann an einen Ort, wo ich ganz einsam sitze, am liebsten auf einem großen Feld. Da höre ich zwei, drei Stunden lang Musik und überlege, welche Titel am besten zusammenpassen und wie die Ansagen sein sollten. Die sind im Grunde genommen der wichtigste Teil eines Konzertes. Sie sind der Moment, wo das Publikum die Menschen auf der Bühne irgendwie kennenlernt. Meine Ansagen sind manchmal witzig, manchmal ernst, manchmal politisch. Bei einem Konzert geht es immer um Emotionen.
Sie haben in einem anderen Interview betont, dass bei Ihnen alles live ist. Aber vieles von dem, was man heute in Konzerten hört, ist gar nicht mehr live. Wie finden Sie das?
Schade. Es umfasst die ganze Branche. Eigentlich müsste jemand, der heute auf einer Bühne steht, dazu verpflichtet sein, zu sagen, dass nicht alles live ist, was die Leute zu hören bekommen. Ich gehe diesen Weg nicht und bin glücklich, dass ich einen Musical Director habe, der das auch in der Lage ist.
Wie viel von Ihrer Show ist geplant, wie viel entsteht spontan?
Mein persönliches Gefühl ist, dass jeder Abend spontan ist. Was natürlich nicht ganz stimmt, denn ich überlege mir ja im Vorfeld eine Reihenfolge und Stichworte für Ansagen. Da die aber nicht auswendig gelernt sind, kommt es mir jeden Abend spontan vor. Man kann die ganze Produktion aber nicht wie früher einfach umschmeißen und etwas ganz anderes machen, weil es ein digital vorgeplantes Event ist. Aber wichtig ist, dass das Publikum das Gefühl hat, dass ich den Witz noch nie erzählt habe.
Wie stellen Sie in einer Halle mit 10.000 oder mehr Menschen Wärme her?
Das ist ein Phänomen, über das ich immer wieder in Briefen lese, die ich bekomme. Es klingt verrückt, ist aber tatsächlich so, dass ich sehr oft höre: „Ich hatte das Gefühl, du singst nur für mich“. Letztes Ende ist es wohl dem Charisma geschuldet, was man nur schwer erklären kann. Man sollte als Künstler auch nicht versuchen, es zu sehr zu verstehen, weil man dann anfängt, Dinge zu tun, die gar nicht charismatisch sind. Wenn ich zehn Minuten vor einem Konzert die Aufregung da draußen höre, ist das immer etwas Besonderes. Leute kaufen sich die Tickets ja bis zu 15 Monate vor dem Termin. Deshalb möchte ich, dass sie nach der Show mit einem guten Gefühl nach Hause gehen.
Nächstes Jahr werden Sie 80. Planen Sie einen Abschied in Raten?
Ich möchte in Zukunft gerne mehrere Konzerte in Folge an einem Ort wie dem CCH in Hamburg spielen, wenn meine Gesundheit das erlaubt. Denn nicht nur der Künstler, auch das Publikum hat mehr davon. Das einzige, was ich an Tourneen nicht mag, sind die Tausenden von Kilometern, die man da fährt. Für mich wäre die schlimmste Art von Konzert ein volles Fußballstadion. Man verdient dabei viel Geld, aber es würde mir keinen Spaß machen. Ich hatte schon ähnliche Auftritte vor bis zu 300.000 Menschen an Silvester in Berlin, aber es ist grausam, weil man sich auf der Bühne sehr allein vorkommt. Mindestens 90 Prozent des Publikums gewinnen da von der Show gar nichts mit.
„Aber man muss auch ein bisschen Kind bleiben.“
Ihr Tatendrang ist legendär: 700 aufgenommene Lieder, 20 Top-Ten-Alben, 65 Millionen verkaufte Tonträger und Tausende von Konzerten. Ging das manchmal an die Grenze des Machbaren?
Nein, das habe ich nie so empfunden. Ich bin sehr dankbar, dass ich in dieser Zeit leben konnte. Musste ich heute in der Musikbranche anfangen, dann wüsste ich nicht, wie das geht. Ich wurde oft nach Ratschlägen gefragt. Im Moment kann ich aber keine geben. Es ist heute wie ein Spiel im Lotto: Die junge Generation von Künstlern sitzt zu Hause und macht dort Musik, ohne dabei Live-Musiker zu sehen. Das Ergebnis laden Sie auf Spotify hoch in der Hoffnung, von jemandem entdeckt zu werden. Mit den Möglichkeiten, die man übers Streaming hat, werden viel mehr junge Leute versuchen, in der Branche Fuß zu fassen, aber 98 Prozent werden daran scheitern. Und alle würden gerne bei Germany's Next Top Model mitwirken.
Der bedeutende österreichische Komponist Fred Jay hat in den 1970ern und 1980ern für Sie bzw. mit Ihnen 87 Lieder geschrieben. Wäre Ihre Karriere anders verlaufen ohne diesen Mann, der sich als Autor von „Qualitätstexten für normale Leute“ beschrieb?
Meine Karriere ist vor allem geprägt durch die Texte, die ich singe. Wenn ich heute das lese, was Fred Jay und Joachim Horn für mich geschrieben haben, entdecke ich zwischen den Zeilen immer noch Dinge, die mir damals gar nicht aufgefallen sind. Neulich sagte der Chefredakteur einer großen Zeitung zu mir, meine lebensnahen Texte gehören zu den schönsten, die es überhaupt gibt. Immer, wenn ich auf eine neue Tournee gehe, bin ich erstaunt, dass die Leute immer noch zu mir kommen.
Ist die Bühne für Sie ein Ort, der Ihnen Kraft gibt?
Sie gibt mir ein starkes Gefühl. Die Leute, die zu mir kommen, vermissen irgendetwas in ihrem Leben und es liegt an mir, ihnen dieses Gefühl zweieinhalb Stunden lang zu geben. Natürlich geht es in dieser Branche um Geld und Erfolg, aber auch wenn es kitschig klingt: Das Publikum gibt mir sehr viel, wenn ich merke, es geht zufrieden nach Hause. Für die Leute ist es viel mehr als ein netter Abend mit Schlagern.
Vor Ihrer Zeit in Deutschland lebten Sie in England, wo Sie 1965 eine Zeit lang als Bodyguard für die Rolling Stones arbeitete.
Das ist ein bisschen übertrieben. Ich und ein paar andere große Männer wurden gebeten, bei einer Veranstaltung der Rolling Stones das Publikum ein wenig zurückzuhalten. Und daraus ist das entstanden.
Haben Sie sich damals bei Mick Jagger etwas abgeschaut?
Naja, er ist ein Phänomen und heute gar nicht viel anders als früher. Diese Art von unfassbarem Erfolg ist aber mit nichts anderem zu vergleichen. Ich will nicht sagen, dass ich von ihm etwas gelernt habe, er macht ja eine andere Art von Konzerten. Außer, dass man auf der Bühne sehr präsent sein muss.
Sie werden nächstes Jahr 80 – was ist das Gute am Älterwerden?
So lange der Kopf dabei jung bleibt, ist es gut. Ich habe fast ausschließlich jüngere Menschen um mich herum. Ich glaube, ich kann denen viel erzählen. Da ist man schon ein bisschen cool und sieht nicht jedes Problem gleich als eine Weltkatastrophe an. Viele kleine Wehwehchen, die man hat, sind eigentlich nicht wichtig. Ich glaube, der Mensch wird im Alter größer. Aber man muss auch ein bisschen Kind bleiben.
Quelle:
https://www.nw.de/nachrichten/kultur/kul...-ich-singe.html
Liebe Grüße
arivle 🕊
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